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Besuch einer moldauischen Delegation in Baden-Württemberg: Impulse für die Zusammenarbeit im Agrarsektor

Am 14. März 2025 begleitete AKI eine hochrangige Delegation aus der Republik Moldau unter der Leitung der Ministerin für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Frau Ludmila Catlabuga, bei ihrem Besuch in Baden-Württemberg. Die Reise erfolgte auf Einladung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR).

Zur Delegation gehörten neben der Ministerin auch Frau Ina Butucel, stellvertretende Generalsekretärin des Ministeriums, Herr Alexandru Vlasenco, Konsul der Republik Moldau für Wirtschaft, Handel und Tourismus, sowie weitere ranghohe Vertreter des diplomatischen Corps der Republik Moldau in Deutschland. Seitens des MLR wurde die Delegation vom Minister Peter Hauk empfangen und begleitet von der Ministerialdirektorin Isabel Kling, dem Leiter der Abteilung „Landwirtschaft“, Dr. Konrad Rühl, sowie der Referentin für Agrarpolitik und Europaangelegenheiten, Maëlenn Redien.

Zwischen der Republik Moldau und dem Land Baden-Württemberg bestehen bereits heute hervorragende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Agrarbereich. Beide Regionen sind vergleichbar hinsichtlich Fläche und klimatischer Bedingungen, stark landwirtschaftlich geprägt, verfügen über eine gut entwickelte Weinindustrie und teilen historische Verbindungen, die bis ins späte 18. Jahrhundert zurückreichen.

Im Mittelpunkt des Treffens stand jedoch der Blick in die Zukunft. Moldau – ein junger, unabhängiger Staat an der Grenze zu Rumänien und zur Ukraine – kämpft weiterhin mit den Spätfolgen der fast fünfzigjährigen sowjetischen Herrschaft. Zu den größten Herausforderungen zählen eine veraltete Infrastruktur, fehlende Absatzmärkte für landwirtschaftliche Produkte sowie unzureichende Kapazitäten zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die Modernisierung der Landwirtschaft und der Zugang zu neuen Technologien gehören daher zu den obersten Prioritäten des moldauischen Landwirtschaftsministeriums.

Mit großem Interesse verfolgte die Delegation die Vorstellung des Maschinenrings Unterland in Weinsberg. Der Maschinenring ist ein gelungenes Beispiel für die Selbsthilfe und Selbstorganisation landwirtschaftlicher Betriebe mit dem Ziel, Technik und Dienstleistungen im Agrarsektor gemeinschaftlich und wirtschaftlich tragbar bereitzustellen. Ein solches Modell bietet großes Potenzial für eine Übertragbarkeit auf die Situation in Moldau, wo der Zugang zu Ressourcen und Technik stark begrenzt ist.

Am Nachmittag standen Besuche bei zwei landwirtschaftlichen Vorzeigebetrieben auf dem Programm: dem Weinbaubetrieb Fellbacher Weingärtner eG und dem Milchviehbetrieb Schwaderer in Backnang. Beide Betriebe zeichnen sich durch ihre exzellente Organisation, den Einsatz modernster Technik und eine weitreichende Diversifizierung aus. So verfügt der Betrieb Fellbacher Weingärtner nicht nur über moderne Produktionsanlagen, sondern auch über einen gemütlichen Weinladen mit Weinverkostung. Rund 60 % der Weine werden direkt vor Ort verkauft. Auch der Betrieb Schwaderer ist breit aufgestellt: Neben einem Milchautomaten mit 24/7-Zugang bietet der Hof eine Veranstaltungshalle für Hochzeiten und Events – stets mit regionalen Produkten aus eigener Herstellung. Diese Vielfalt landwirtschaftlicher Geschäftsmodelle in Deutschland bietet wertvolle Impulse für die Entwicklung des Agrarsektors in Moldau.

Zum Abschluss der Reise präsentierte AKI – vertreten durch den stellvertretenden Vorsitzenden Siegfried Schwab und die General Managerin Tatiana Dettmer – das Praktikantenprogramm von AKI im Bildungsbereich. Dabei wurde die Möglichkeit einer Ausweitung des Programms auf Moldau diskutiert.

Landwirte in Moldau kämpfen weiterhin mit den Folgen der früheren Planwirtschaft: veraltete Technik, eingeschränkter Zugang zu moderner Technologie sowie geringe Investitionskapazitäten. Hier setzt das AKI-Praktikantenprogramm an, das jungen Menschen beim beruflichen Einstieg praktische Erfahrungen, moderne Technologien und ein Verständnis für nachhaltige Landwirtschaft vermittelt. Das Programm stützt sich auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Durchführung von Praktikantenprogrammen sowie auf die Zusammenarbeit mit verschiedenen Ländern weltweit. Die Teilnehmenden verbringen ein halbes Jahr in Deutschland, vertiefen ihre Fachkenntnisse, lernen Deutsch und sammeln interkulturelle Erfahrungen. Oft entstehen auf diesem Weg langfristige Verbindungen nach Deutschland, die in späteren Kooperationen und gemeinsamen Projekten münden.

Das Programm stieß sowohl bei der moldauischen Delegation als auch beim MLR auf großes Interesse. Nach einer Anpassung der Lehrpläne in Moldau wäre eine Umsetzung vor Ort möglich. Bereits Ende Mai wird Tatiana Dettmer das Programm an der Technischen Universität Moldau in Chisinau vorstellen. Ziel ist es, ab 2026 die ersten moldauischen Praktikantinnen und Praktikanten in Deutschland begrüßen zu dürfen.

Ein weiteres Anliegen der moldauischen Delegation war die Fortbildung moldauischer Landwirte in Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Moldauischen Agrarpolitischen Dialog (APD Moldau) baut das moldauische Landwirtschaftsministerium derzeit ein Netzwerk von „Centers of Advisory in Agricultural and Rural Areas“ auf. Die beteiligten Landwirte möchten ihr Wissen gezielt in zwei Bereichen erweitern:

  1. Fachspezifisches landwirtschaftliches Wissen
    Je nach Schwerpunkt (z. B. Tierhaltung, Ackerbau, Weinbau, Gartenbau, ökologischer Landbau) sollen praxisnahe Einblicke in moderne landwirtschaftliche Verfahren, Betriebsführung und Innovationen vermittelt werden.
  2. Interessenvertretung und Organisation
    Ziel ist es, die Teilnehmenden in ihrer Rolle als Vertreterinnen und Vertreter anderer Landwirte zu stärken. Dazu gehören Kompetenzen in der Interessenvertretung, im Politikdialog sowie in der Organisation von Bauernverbänden und Produzentengemeinschaften.

Auch in diesem Bereich ist AKI gerne bereit, Moldau zu unterstützen, und freut sich darauf, zur weiteren Vertiefung der bilateralen agrarischen Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und der Republik Moldau beizutragen.

 

Tatiana Dettmer

General Managerin