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Zweiter Teil des Erfahrungsberichts aus Burundi

Foto: AgrarKontakte International (AKI) e.V.

Die Chancen der Permakultur für die Landwirtschaft in Burundi

Nach dem ich im  1. Teil meines Erfahrungsberichtes die Eindrücke meiner ersten Tage geteilt habe, möchte ich im 2. Teil nun auf das Projektareal und dessen Transformation nach den Prinzipien der Permakultur eingehen.

Die Permakultur ist ein ganzheitlicher Ansatz der regenerativen Landwirtschaft. Einerseits versucht sie, natürliche Prozesse und Vorgänge auf kleinräumiger Ebene für sich zu nutzen. Andererseits folgt sie einer Philosophie und Ethik nach den drei Grundsätzen:

  • Earthcare (Fürsorge für Erde und das Leben)
  • Peoplecare (Fürsorge für die Menschen)
  • Fairshare (gerechtes Teilen und begrenzter Verbrauch von Ressourcen)

Unser Projektareal in Gitega ist, wie auch weite Teile des Landes, von starker Erosion und ausgelaugten Böden als Folge von unsachgemäßer Bewirtschaftung betroffen. Die Permakultur ist in weiten Teilen Burundis ein bisher unbekanntes landwirtschaftliches System. Da sie mit verhältnismäßig einfachen und effizienten Ansätzen viele Herausforderungen der lokalen Landwirtschaft bewältigen kann, ist nicht nur das lokale Projektteam sehr daran interessiert, sondern auch andere landwirtschaftlich orientierte Akteure wie die nationale Universität, lokale Behörden aber auch internationale NGOs.

In der Regel ist der erste Schritt eines üblichen Permakultur-Projektes, das Design für die umzugestaltende Fläche zu erstellen. Hierfür muss die Fläche – und die darauf stattfindenden Prozesse bezüglich Klima, Boden, Menschen usw. – genau beobachtet und bestmöglich verstanden werden. Daraufhin wird eine Designkarte erstellt, die gezielt diese natürlichen Prozesse nutzt, um ein möglichst nachhaltiges und effizientes Produktionssystem zu planen. Anschließend folgt die Implementierung des Designs mit seinen einzelnen Gestaltungselementen.

Basierend auf dem geplanten Design wurden bisher folgende Maßnahmen bzw. Gestaltungselemente umgesetzt:

  • Erosionsgräben wurden angelegt, um die Erde an Ort und Stelle zu halten.
  • Der Boden ist permanent mit einer möglichst großen Pflanzenvielfalt bedeckt, um die Biodiversität zu fördern und weitere Erosion zu verringern.
  • Wir haben verschiedene stickstoffbindende Pflanzen – darunter auch Büsche und Bäume – identifiziert, die zunehmend den im Übermaß gepflanzten Eukalyptus ersetzen sollen. Dieser wird aufgrund seines schnellen Wachstums geschätzt, laugt jedoch zunehmend den Boden aus und ist daher ökologisch kontraproduktiv für eine nachhaltige Entwicklung als Primärproduktionsstandort für Lebensmittel.
  • Zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit haben wir ein ausgeklügeltes Nährstoffmanagementsystem entwickelt, um von externem Input unabhängig zu sein – einschließlich der Verwendung von Holzkohle (Terra Preta) und Komposttoiletten, Abfallrecycling und der verstärkten Integration von Nutztieren (Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner und Hasen).

Nach der Ankunft in Gitega, der ersten Besichtigung des Projektareals und der Überarbeitung des Designplanes begann die theoretische Einführung mit einem Projektüberblick und den Grundlagen der Permakultur. Bereits seit Projektbeginn im Juli 2020 arbeiten wir mit ausgewählten Personen aus Gitega, die aus dem Umfeld der Afrikamissionare und deren christliche Einrichtungen mit Bezug zu Bildung und Soziales stammen. Die hohe Motivation der lokalen Projektmannschaft wurde schnell deutlich – für den körperlich fordernden praktischen Ausbildungsteil haben rund 20 eingeladene Personen die ersten beiden Juniwochen 2021 freigenommen. Sie werden, wo nötig, mehr über die Theorie lernen und den Großteil auf dem Land verbringen, um das erarbeitete Design umsetzen – somit können Theorie und Praxis effizient und zielführend verbunden werden.

Ein weiteres Ziel unseres Aufenthalts ist die Identifikation eines geeigneten lokalen Projektteams, welches zukünftig das „Agrarsoziale Bildungs- und Trainingscenter“ eigenständig weiterführen und -entwickeln soll. Hierfür werden für eine erste Bestandaufnahme Gespräche mit den einzelnen Personen geführt, um deren Motivation, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie zeitlichen Kapazitäten zu verstehen und kulturell akzeptierte Organisationsstrukturen aufzubauen.